Das Ofenmännchen Kogli

In jedem Ofen, ob in der Stadt oder auf dem Land, wohnt ein Ofenmännchen.

Im Winter, wenn es draußen stürmt und schneit und der Wind im Kamin heult, dann erwacht es aus seinem Schlaf.

Es beginnt zu blasen, um die Glut im Ofen zu entfachen und es pfeift und kichert im Ofenrohr.

Die Geschichte erzählt von dem Ofenmännchen Kogli, einem neugierigen kleinen Kerlchen, das eines Tages auf Entdeckungsreise ging.

Eines Morgens erwachte Kogli und er bemerkte, dass die Ofenklappe einen Spalt offenstand. Vorsichtig hüpfte er über die schwarzen Eierkohlen bis an die offene Ofentür und steckte seine winzige rote Nase hinaus.

Er blinzelte fröhlich in das ihm so ungewohnte Tageslicht und schwupp, hüpfte er aus dem Ofen heraus.

Staunend schaute sich Kogli um. Alles um ihn herum war riesengroß und Kogli drehte sich im Kreis und überlegte einen Moment. „Ist es nicht besser, in den Ofen zurückzukehren?“ überlegte er. Er blinzelte mit den Augen. Doch dann fasste er sich ein Herz und trippelte mit kleinen Schritten durch das Zimmer,

Und hinterließ eine rabenschwarze Kohlenspur, die den Weg zeigte, den er gegangen war.

Kogli sah sich vorsichtig um und blickte zum Fenster hinauf. Ich möchte gern hinausgucken, dachte er. Aber wie komme ich da hinauf? Er grübelte und grübelte und entdeckte schließlich einen Stuhl, der vor dem Fenster stand.

Kogli nahm Anlauf und hüpfte auf den Stuhl und vor dort aufs Fensterbrett. Er schaute hinaus. Er drückte seine Nase an der Fensterscheibe platt und seine Augen waren vor Staunen riesengroß geworden.

Kogli konnte sich gar nicht sattsehen. Auf dem schneebedeckten Rasen stand ein Haus aus Glas, in dem große, gelbe Sonnen an Stielen standen. Es fesselte seine ganze Aufmerksamkeit.

„Also in einem Glashaus wächst die Sonne und wird von dort jeden Tag an den Himmel gesteckt“, murmelte Kogli.

Das hatte ihm ein Holzstück erzählt, das in den Ofen geschoben wurde. Und er nimmt sich vor, jemanden zu suchen, das ihm sagen, wer jeden Tag die Sonne an den Himmel steckt.

Plötzlich entdeckte er im Garten einen Schneemann, den die Kinder gebaut hatten.

Das Fenster war einen Spalt offen und Kogli rief: “Hallo, du komischer Mann mit der roten Nase. Kannst du mir sagen, wer jeden Tag die Sonne an den Himmel steckt?“ Der Schneemann sah in mit seinen schwarzen Kohlenaugen traurig an und sagte kein Wort. Kogli rief noch einmal: „Weißer Mann, mit dem großen schwarzen Hut, warum antwortest du mir nicht?“ Doch der Schneemann blieb auch bei diesem Mal stumm. 

Kogli runzelte zornig die Stirn, doch dann dachte er: Ich muss einen anderen fragen und er sprang von der Fensterbank hinunter auf den Fußboden.

Plötzlich hörte er ein tiefes Brummen neben sich und blickte sich erstaunt um.

Ein großer brauner Teddybär stand neben ihm und schaute ihn mit seinen Glasaugen aufmerksam und fragend an.

„Ich bin Kogli“, sagte das Ofenmännchen „und wer bist du?“ fragte er den Bären. „Mein Name ist Brummi, ich bin ein Teddybär und die Kinder spielen mit mir,“ antwortete der Bär. „Aha“. Kogli nickte und schaute den Bären nachdenklich an.

„Sag einmal, Teddybär, weißt du, wer jeden Tag eine von den Sonnen jeden Tag an den Himmel steckt, die da draußen im Glashaus wachsen?“ fragte er dann.

Brummi kratzte sich mit der Tatze hinter dem Ohr und brummte dann vor sich hin: „Das kann ich dir auch nicht sagen, Kogli, ich weiß es nicht. Aber wir werden den Clown fragen. Der hat einen

Bruder im Zirkus, der alles weiß. Vielleicht kann er dir helfen“.

„Was ist ein Clown und was ist ein Zirkus?“ fragte Kogli erstaunt. Brummi, der Bär, schüttelte mitleidig den Kopf.

„Das weißt du nicht? Woher kommst du denn, Kogli“? „Ich bin ein Ofenmännchen, Teddybär, und ich kenne den Zirkus nicht. Der Bär nahm in wortlos an die Hand und zerrte ihn mit sich fort. Dann brummte er auf einmal: „Guten Tag, Clown, das ist Kogli. Kannst du ihm sagen, wer jeden Tag die Sonne an den Himmel steckt?“

Der Clown nickte und lachte, als er Kogli ansah und machte ein paar Kunststücke.

Plötzlich schaukelte er von einer Seite auf die andere. Kogli drehte sich mit ihm, Erst nach rechts, dann nach links, nach hinten und dann nach vor, bis ihm schwindelig wurde und er atemlos stehenblieb.

„Du siehst so lustig bunt aus, Clown. Und wenn du so schlau bist, wie der Bär sagt, wirst du mir sicher meine Frage beantworten können, nicht wahr?“ Der Clown blieb stehen und schwankte nur noch leicht hin und her.

„Ich habe einen Bruder, der im Zirkus ist. Er ist sehr schlau und erzählt mir alles, was er weiß. Aber auf deine Frage kann ich dir auch keine Antwort geben“, sagte der Clown.

Kogli drehte sich traurig um und stapfte in Richtung Ofen, als er eine feine Stimme seinen Namen rufen hörte.

Kogli schaute sich um, doch er konnte niemanden sehen. Da hörte er die Stimme noch einmal.

„Kogli, siehst du uns nicht? Wir sind hier in der großen Vase in der Ecke!“ Kogli sah in die Ecke und seine Augen wurden so groß wie zwei Bergseen. Er starrte verwirrt auf die Vase.

Wie kamen die schönen gelben Sonnen plötzlich in das Zimmer? Er ging langsam und vorsichtig auf die Vase zu und blieb vor den Sonnenblumen stehen.

„Wie kommt ihr hierher, große, gelbe Sonnen?“ fragte er. Wir kommen aus dem Glashaus im Garten“, antwortete eine Sonnenblume. „Die Menschen stellen uns in ihre Zimmer, um sie schöner und heller zu machen“, sagte die zweite Sonnenblume und die Blütenblätter leuchteten hellgelb.

„Schau zum Fenster, Kogli“, fuhr die dritte Sonnenblume fort, „siehst du die Vögel auf dem Häuschen sitzen?“

Kogli drehte sich um zum Fenster und schaute den beiden Spatzen zu, die sich um einige Kerne zankten. „Damit die Vögel nicht verhungern, bekommen sie im Winter die brauen Kerne aus unserer Blüte“, hauchten die Sonnenblumen.

Kogli sah nachdenklich von einer Sonnenblume zur anderen. „Das verstehe ich. Aber liebe Sonnenblumen, könnt ihr mir sagen, wer die Sonne jeden Tag an den Himmel steckt?“ fragte er.

Die Sonnenblumen sahen ihn an und nickten mit den Köpfen. Dann antworteten sie gemeinsam: „Es gibt nur eine Sonne, Kogli. Sie geht jeden Morgen im Osten auf, wandert nach Süden und am Abend versinkt sie im Westen, wie ein leuchtend roter Ball im Meer.

Wir sind nur Sonnenblumen und wachsen im Sommer in den Gärten und im Winter im Gewächshaus“. Kogli hörte aufmerksam zu. Er drehte si2ch vor Freude im Kreis und rief laut: „Danke, liebe Sonnenblumen!“

Dann drehte er sich um, hüpfte auf die offene Ofenklappe zu und sprang hinein.

Kogli drehte sich noch einmal. Vom Fenster wanderte sein zu Brummi, dem Bär, zum Clown und blieb an den Sonnenblumen hängen. Dann rief er laut: „Ihr leuchtet noch schöner, als die Sonne!“

Kogli verschwand im Ofen und ein Luftzug schlug die Ofenklappe zu.

 

                             Ende